Leopold Portje war Kaufmann. Gemeinsam mit seiner Frau Ida führte er ein Manufakturwarengeschäft, direkt an der Hauptstraße in Selm.
Die Portjes stammten aus den Niederlanden, wohin sie 1939 zurückkehrten.
Zuvor hatte sich der Druck auf die Familie immer mehr erhöht: Der Boykott jüdischer Geschäfte, der sich in mehreren Schritten vollzog und stetig verschlimmerte, setzte ihnen zu.
Für 1935 ist im Protokollbuch der Gemeindevertretung Bork vermerkt, dass das Kaufen bei Juden „als Verrat am Volke“ angesehen werde. Aus demselben Jahr liegen Beschwerden eines Metzgers aus Selm vor, der auf dem Markt einen besonders ausgewiesenen Platz („Stand für Juden“) erhalten habe. Leopold Portje informierte die C. V.-Zeitung (Zeitung des Central-Vereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens e. V.) über den Beschluss, dass Wohlfahrtsempfänger keine Unterstützung mehr erhalten, wenn sie in einem jüdischen Geschäft einkauften. Diese stellten jedoch einen Großteil der Kundschaft da, so dass die jüdischen Händler praktisch ruiniert waren.
In der Pogromnacht raubte man das Geschäft der Portjes aus und steckte es in Brand. Anschließend mussten sie ihre Wohn- und Geschäftshaus verkaufen. Die Familie zog daraufhin in die Niederlande zurück.
1954 schrieb Leopold Portje an die Stadtverwaltung mit der Bitte, das Protokoll über den Brandschaden aus der Pogromnacht zu übermitteln, da er dieses für seinen Wiedergutmachungsantrag nutzen wollte. In Selm befanden sich jedoch keinerlei Unterlagen zu den verfolgten Juden.