Hermann, Leonhard und Melchior Lewin waren Brüder und wohnten nebeneinander. Nach ihrer Scheidung kehrte auch die Schwester Jeanette Westheimer in das Elternhaus zurück. Dort lebte vermutlich auch die Schwester Cäcilia, die im März 1938 verstarb.
Die Geschwister waren alle kinderlos, sie gehörten zu den letzten Juden, die in Selm-Bork lebten.
Mindestens einer der Brüder wurde in der Reichsogromnacht verprügelt. So erinnert sich ein Nachbar, dass er am nächsten Morgen auf dem Weg zur Schule ein unbeschreibliches Durcheinander und den „übel zugerichteten Herrn Lewin“ vorfand.
Gegen Hermann Lewin lag 1942 eine Anzeige vor: Als Jude durfte er nur an bestimmten Wochentagen Brot einkaufen, woran er sich nicht gehalten hatte. Hermann Lewin und die Verkäuferin der Bäckerei, Sofia Berkenkamp lud man vor. Während Lewin verhaftet wurde, musste die Verkäuferin 50 RM Ordnungsstrafe zahlen. Die Vernehmungsakte ist eine der wenigen Quellen im Stadtarchiv Selm, die von den Repressalien gegen die jüdischen Bürgerinnen und Bürger zeugen.
Jeanette Westheimer und Leonhard Lewin deportierte man am 24. Januar 1942 nach Minsk, die Brüder Hermann und Melchior mussten im Februar desselben Jahres ihr Haus verkaufen. Sie zogen in das Judenhaus (Auf der Schlucht 27), bevor man sie im Juli 1942 mit dem Ehepaar Frank und dem Ehepaar Weinberg nach Theresienstadt deportierte. Von dort wurden sie ins Vernichtungslager Treblinka gebracht, wo sie im September 1942 starben.