Die Synagoge ist von außen recht unscheinbar und passt sich mit Fachwerk und Walmdach den benachbarten Wohnhäusern an. Im Inneren war sie jedoch reich geschmückt. Das zurückhaltende Äußere mag nicht nur an den finanziellen Möglichkeiten der recht kleinen Gemeinde gelegen haben, sondern vielleichtauch an dem Wunsch, nicht aufzufallen.
Die ersten Juden siedelten sich im 18. Jahrhundert in Selm-Bork an. Davon zeugt ein Geleitbrief (ähnlich einer bezahlten Aufenthaltsgenehmigung) aus dem Jahr 1773. Ausgestellt war das Dokument für Moyses Levi und Melchior Moyses.
Die Juden in Bork lebten hauptsächlich vom Handel mit Textilien oder Vieh. Spätestens zu Beginn des 19. Jahrhunderts gründeten sie eine eigene kleine Synagoge, die von 1821 bis 1899 auch als Schule diente. 1818 ist das Synagogengebäude im Häuserverzeichnis und 1824 auch im Urkataster von Bork verzeichnet. In der Ortschronik von 1852 findet sich der Hinweis, dass die jüdische Kultusgemeinde 500 Silbergroschen für die Synagoge aufgewandt hat. Dabei ist jedoch unklar, ob das Geld für einen Neubau oder ein bereits bestehendes Gebäude verwendet wurde.
Die Synagoge bestand aus zwei Teilen: Zur Straße hin befand sich der eingeschossige Betsaal, der rückwärtige Teil war zweigeschossig und hatte einen separaten Eingang. Er beherbergte neben dem Vorraum und dem Schulraum vermutlich auch Wohnräume. Eric Schildkraut, ein ehemaliges Gemeindemitglied und Überlebender des Holocausts erinnert sich: „Es war ein schlichtes Gotteshaus.[…] Das gewölbte Synagogendach war einem Himmel gleich blau ausgemalt, auf dem goldene Sterne glänzten. Eine hölzerne Treppe führte rauf zur Frauenempore. An der östlichen Wand war der Thoraschrein untergebracht.“
Bereits 1910 war ein Abriss des Gebäudes im Gespräch, um die Straßenführung zu ändern.
Die enge Bebauung in Bork bewahrte die Synagoge vor der völligen Zerstörung während der Reichspogromnacht: Ein Brand hätte schnell auf die benachbarten Häuser übergreifen können. So ist das Gebäude erhalten geblieben.
Ein weiterer Grund, warum das Gebäude nicht angezündet wurde, mag in den Besitzverhältnissen liegen: Bereits am 7. Oktober 1938 musste Isaak Heumann als Vertreter der jüdischen Gemeinde Bork das Gebäude für 900 RM an einen Brennstoffhändler verkaufen.
1952 wurde vor dem Wiedergutmachungsamt beim Landgericht Münster geprüft, ob der Kauf rechtmäßig und der Preis angemessen war. Es kam zu einem Vergleich und die Familie des Gastwirtes durfte das Synagogengrundstück behalten, musste aber Geld nachzahlen.
Bis 1981 nutze man das Gebäude als Lagerraum, dann wollte der damalige Besitzer es abreißen. Seit 1983 steht es unter Denkmalschutz und schließlich erwarb es die Stadt Selm.
1991 begann eine umfangreiche Restaurierung. Neben der dringend nötigen Sanierung des Fundamentes und einzelner Pfosten wurde die Zwischendecke entfernt, die für die Nutzung als Lagerraum notwendig gewesen war.
Der Innenraum hat soweit wie möglich sein ursprüngliches Aussehen zurück erhalten: Die Decke ist wieder mit einem Sternenhimmel versehen und die Frauenempore rekonstruiert worden.
Auch die Wanddekoration ist restauriert worden. Lediglich an der Ostseite befindet sich ein schmuckloses Feld. Hier befand sich einst der Thoraschrein.
Ursprünglich hatte die Synagoge zwei Eingänge, die beide nicht mehr erhalten sind. Stattdessen betritt man die Synagoge an der Nordseite und gelangt in den kleinen Vorraum, der auch als Schule genutzt wurde.
In diesem Vorraum befindet sich heute eine kleine Ausstellung zum jüdischen Leben in Selm. Hier finden sich auch die Fragmente der Gebetbücher, die auf dem Dachboden entdeckt worden sind.
Der Hauptraum ist bewusst frei von einer Ausstellung. Er soll durch seine Schlichtheit und seine kleinen Ausmaße wirken.
Nur wenige Mitglieder der jüdischen Gemeinde Bork überlebten den Holocaust: Nachkommen jenes Melchior Moyses, der sich 1773 in Bork niederlassen durfte, gehören ebenso dazu wie Herbert und Henny Heumann, Berta Weiss und Hildegard Süssmann, die Töchter von Moritz Heumann sowie die Familie Portje, die zurück in ihr Heimatland, die Niederlande, gezogen war. 1941 lebten noch 15 Juden in Bork, die im darauffolgenden Winter nach Riga, Minsk oder Theresienstadt deportiert wurden – damit endete die Geschichte der Juden in Selm-Bork.