Der Alte Markt war nicht von ungefähr Zentrum der Gewalttätigkeiten in Reichspogromnacht. Hier befand sich das ehemalige Rathaus und die Parteizentrale. Hier organisierte die SA Aufmärsche. Hier befand sich aber auch das wirtschaftliche Zentrum mit zahlreichen jüdischen Geschäften.
Die Nationalsozialisten gingen in der Reichspogromnacht mit äußerster Brutalität gegen die Lüner Juden vor. Viele jüdische Männer wurden unter roher Gewalt auf den Marktplatz getrieben, wo man sie vor den Augen aller verhöhnte: So wurden sie gezwungen, SA-Lieder zu singen. Auf dem Mark brannte ein großes Feuer, das mit Einrichtungsgegenständen aus Synagoge und Privathäusern befeuert wurde. Dabei wurde peinlich darauf geachtet, dass das Feuer nicht auf die angrenzenden Gebäude übergriff.
Viele der Männer, die man auf den Alten Markt getrieben hatte, waren nach den Misshandlungen und Schlägen so verletzt, dass man sie ins Krankenhaus hätte bringen müssen. Ein anwesender Herr forderte einen Feuerwehrmann dazu auf, die Verletzten mit seinem Wagen ins Krankenhaus zu transportieren. Dieser verwehrte die Hilfe jedoch mit den Worten „Nein, in meinem Wagen nicht! Laßt die Juden verrecken!“
21 jüdische Männer wurden in Lünen in dieser Nacht in Schutzhaft genommen. Drei Männer wurden ermordet, einer starb später an den Folgen seiner Misshandlungen.