Die Anfänge der Familie Heimann in Werne reichen bis in das frühe 19. Jahrhundert zurück. In der Mitte des 19. Jahrhunderts gründete Isaac Heimann eine koschere Metzgerei, die von seinem Sohn Hermann und später seinem Enkel Albert weitergeführt wurde.
Albert meldete sich als Freiwilliger zum Ersten Weltkrieg und arbeitet nach seiner Heimkehr in der Fleischerei der Familie. Seit 1923 führte er diese gemeinsam mit seinem Bruder Ernst, bis dieser 1933 heiratete und das gemeinsame Geschäft verließ. Sie vergrößerten die Fleischerei, expandierten in der Umgebung und erschlossen neue Kundengruppen. So bot das Geschäft nun nicht mehr allein koscheres Fleisch an, sondern generell westfälische Fleisch- und Wurstwaren. Das gutgehende Geschäft litt ab 1933 stark unter den Schikanen der Nationalsozialisten.
SA-Männer standen vor dem Geschäft, bedrohten Kunden und schränkten Fleischlieferungen ein.
Gemeinsam mit seiner Frau Rosa (geb. Fromm) hatte Albert vier Kinder, die die katholischen Bildungseinrichtungen der Stadt besuchten: Den katholischen Kindergarten des Waisenhauses, die Mädchen die katholische Grundschule und zwei der Töchter die weiterführende Schule. Dort waren sie jedoch nach 1933 oft Gängelungen ausgesetzt und wurden vom Unterricht ausgeschlossen.
Während der Pogromnacht im November 1938 waren vor allem die jüdischen Männer in Werne massiven Demütigungen und starker Gewalt ausgesetzt. SS-Angehörige und Anwohner stürmten das Haus der Familie Heimann, zerschlugen das Mobiliar, verbrannten Bücher und Fotos. Albert Heimann, Vorsteher der jüdischen Gemeinde, wurde mit anderen Gemeindemitgliedern zum Marktplatz und anschließend zur Synagoge getrieben. Dort sollten sie auf die Thorarolle spucken. Unter großen Anstrengungen gelang er Albert Heimann, die Thorarolle in seinem Haus in Sicherheit zu bringen.
Nach diesen Erlebnissen entschloss sich die Familie zur Flucht aus Deutschland in die USA. Für eine sechsköpfige Familie damals fast schon unmöglich. Um die Chancen auf eine sichere Ankunft zu erhöhen, entschlossen sie sich, getrennt in die USA zu reisen. Albert und Tochter Julie erreichen die USA 1939. Der Vater verkaufte dort westfälische Würstchen um die Familie zu ernähren. Rosa erreichte New York erst 1940 gemeinsam mit den jüngeren drei Kindern. Zum damaligen Zeitpunkt war eine direkte Ausreise per Schiff aus Deutschland nicht mehr möglich. Rosa und die Kinder verließen Europa über die Niederlande, mit der „Veendam“.
Albert Heimann war es gelungen, die aus der Werner Synagoge gerettete Thorarolle mit in die USA zu nehmen. Er schenkte sie dort der deutsch-jüdischen Gemeinde „Hebrew Tabernacle“ anlässlich der Bar-Mizwa seines Sohnes Herbert. Sein Enkel Mark Joseph feiertet dort 1983 die Bar-Mizwa und las dazu aus der Thorarolle aus Werne. Albert war zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben.
Ernst Heimann plante gemeinsam mit seiner Frau Berta (geb. Fromm, eine Schwester Rosa Heimanns) und seinem 1935 geborenen Sohn Helmut ebenfalls die Flucht in die USA. Doch dazu sollte es nicht mehr kommen. Nachdem die Familie 1938 nach Düren-Birkesdorf zu Bertas Vater gezogen war, wurde sie 1941 nach Izbica deportiert. Ernst und Berta wurden vermutlich dort, Helmut Heimann in Auschwitz ermordet.