Das Werner Judenhaus wurde in den Räumlichkeiten der Familie Simons am Roggenmarkt eingerichtet. Als dies im Januar 1942 geschah, lebten dort noch Julia Simons und ihre kranke Tochter Rosa. Julias Sohn Paul war bereits im Dezember 1941 deportiert worden. Die beiden Töchter Jenny und Frieda hatten Werne verlassen, nachdem sie geheiratete hatten: Jenny war nach Dortmund, Frieda nach Berlin gezogen. Mutter, Sohn und Töchter überlebten den Holocaust nicht.
Unterlagen belegen, dass es neben dem Judenhaus am Roggenmarkt noch ein weiteres in Werne gab: Auch die Räumlichkeiten der ehemaligen jüdischen Schule waren als solches genutzt worden. Bereits 1935 musste Familie Salomon ihre Wohnung aufgeben und in die Wohnung am Markt 12 umsiedeln.
Von Frühjahr 1939 an wohnte Familie Kaufmann für ein Jahr in der Wohnung, danach folgte die aus Unna stammende Familie Arensberg. 1942 wurde dort dann Amalie Marcus untergebracht. Die Unterlagen belegen auch, dass eine weitere Zusammenlegung zwar geplant, jedoch aus Platzgründen nicht möglich war.
Das „Gesetz über die Mietverhältnisse mit Juden“ war 1939 erlassen worden und regelte, dass jeder jüdische Hausbesitzer oder Mieter auf Verlangen der Gemeinde Juden als Untermieter aufzunehmen habe. Einspruchsmöglichkeiten gab es nicht.
Das gezielte Sammeln der jüdischen Bevölkerung an einem Ort erleichterte die Überwachung und verschlimmerte die Lebensbedingungen der Juden während der NS-Zeit nochmals. Oft erfolgten die Zuweisungen auf Judenhäuser kurz vor der Deportation in die Ghettos und Konzentrationslager. Und auch die wenigen noch verbliebenen Werner Familien wurden im Laufe des Jahres 1942 aus dem Judenhaus nach Osten deportiert. Keiner von ihnen überlebte den Holocaust.