Herbert Eugen und seine Frau Gertrud Kaufmann (geb. Rossbach) kamen beide aus dem Ruhrgebiet: Er stammte aus Essen und wuchs in Herne auf. Gertrud wiederum war in Hamm geboren und in Bochum aufgewachsen. Als die Familie 1932 nach Werne kam, eröffnete sie auf Gertruds, Buchhalterin von Beruf, ein Geschäft für Arbeitskleidung in der Bonenstraße.
Unter dem Boykottaufruf der Nationalsozialisten für Geschäfte jüdischer Inhaber litt die Familie sehr. Bereits 1933 mussten sie ihr Geschäft schließen. Herbert Eugen bemühte sich um eine Anstellung als Verkäufer, wurde aber überall abgelehnt. Aus der Not heraus arbeitete er als Hilfsarbeiter im Straßen- und Tiefbau.
1938 wurde der Familienvater während der Pogromnacht verhaftet und über das Gefängnis in Herne ins KZ Sachsenhausen gebracht. Dort wurde er bis Anfang Januar 1939 festgehalten. Im selben Jahr wurde die Familie gezwungen, ihr Haus in Werne zu räumen und in die jüdische Schule umzuziehen. In dieser waren inzwischen mehrere jüdische Familien zwangsweise einquartiert worden. Es fungierte als ein sogenanntes Judenhaus. Im März 1940 erfolgte eine erneute Umsiedlung: Kaufmanns wurden in ein Judenhaus nach Hamm gebracht. Von dort aus gelang ihnen schließlich die Flucht.
Zunächst ging die Familie nach Berlin und von dort mit Hilfe der bis heute bestehenden russischen Reiseagentur „Intertourist“ nach Russland und weiter nach Shanghai. Die Wahl fiel ausgerechnet auf Shanghai, da dies der einzige Ort war, an dem zu diesem Zeitpunkt eine Einreise ohne Visum möglich war. Für jüdische Flüchtlinge waren die Lebensbedingungen in Shanghai katastrophal. Trotzdem war für fast 17.000 von ihnen diese Stadt die letzte Hoffnung. 1943 wurden Kaufmanns durch die zum damaligen Zeitpunkt in Shanghai herrschenden Japaner gezwungen, in ein neu errichtetes Ghetto zu ziehen. Zumindest Rolf Kaufmann konnte dort eine Schule besuchen. 1947 konnte die Familie Shanghai Richtung San Francisco verlassen. Sie fand schließlich in Kalifornien ein neues Zuhause.
1954 versuchten die Kaufmanns Schadensersatzansprüche für das an ihnen begangene Unrecht geltend zu machen. Es sollte Jahre dauern, bis man ihre Ansprüche anerkannte. Der 1961 verstorbene Herbert Kaufmann erlebte das Ende des Prozesses nicht mehr.