Siegmund Kniebel wurde 1880 in Bonn geboren. Er war verheiratet und hatte mit seiner Frau zwei Kinder: Helene und Leo. Die Familie führte in Lünen ein Textil- und Kurzwarengeschäft. Zeitzeugen beschrieben ihn als äußert netten und großzügigen Mann.
Albert Bruch führte mit seiner Frau Lina im Haus gegenüber einem Textil- und Konfektionsgeschäft führte. Die beiden hatten keine Kinder. Bruch war im Lüner Vereinsleben sehr aktiv, er war Gründungsmitglied und Schatzmeister des örtlichen Schützenvereins. Er galt als sehr großzügig und ließ seine Kunden anschreiben. Die Geschäfte Kniebel und Bruch wurden immer wieder beschmiert, Personen, die dort einkauften, denunziert und angefeindet.
Während der Reichspogromnacht versammelte sich vor den Häusern eine aufgebrachte und teils vermummte Menge. Die Fensterscheiben der Geschäfte wurden eingeworfen, Mobiliar zertrümmert und es wurde geschossen. Außerdem behauptete jemand, Kniebel selbst würde oben in seiner Wohnung schießen. Daraufhin machte sich Ortsgruppenführer Österreich auf den Weg in die Wohnung der Kniebels. Vor den Augen seiner Frau und seiner Tochter schoss Österreich dem wehrlosen Siegmund Kniebel in den Bauch. Als der Arzt der Familie es endlich geschafft hatte, sich einen Weg durch den wütenden Mob vor dem Haus zu bahnen, konnte er nur noch den Tod des Familienvaters feststellen. Auf der anderen Straßenseite drang das Parteimitglied Gutt in die Wohnung der Bruchs ein und erschoss den wehrlosen Albert Bruch.
Nach diesen Ereignissen bemühten sich Rosa Kniebel um die Ausreise und wanderte schließlich mit ihrer Tochter nach Palästina aus, wo bereits der ältere Sohn lebte. Tochter Helene Kniebel (verh. Apfel) besuchte spätere mehrere Male Lünen und nahm wieder die deutsche Staatsbürgerschaft an.
Lina Bruch wurde später deportiert und ermordet.