Judenstraße

Die Selmer nutzten nach Südkirchen den Weg über den Friedhof der alten Kirche. Da Juden vermieden, christliche Friedhöfe zu betreten, gingen sie über die Südkirchener Straße.

Diese nannten die Einheimischen daraufhin „Judenstraße“.

Dieser Umweg, den die jüdischen Bürger nahmen, zeugt von der Sonderstellung, die sie über Jahrhunderte in der Gesellschaft einnahmen. Meist waren sie nur geduldet und auch die erste jüdischen Familien, die sich in Bork und Selm niederließen, wurden anders behandelt als die anderen Einwohner: So durften sie sich nicht ohne weiteres niederlassen, sondern brauchten einen Geleitbrief. Dieser kostete Geld – und auch darüber hinaus mussten die Borker und Selmer jüdischen Glaubens besondere Abgaben zahlen. Dazu wurde die Judenschatzung durchgeführt, anhand derer die Höhe der Abgabe festgelegt wurde.

Judenschatzung in Selm und Bork, 1823

Quittung über gezahlte Abgabe, 1836

Erst mit der Gründung des Kaiserreichs 1871 wurden Juden Staatsbürger mit den gleichen Rechten und Pflichten wie jeder andere Bürger auch.

Map

Bildquellen

Judenschatzung und Quittung
Stadtarchiv Selm