Am 9. November 1938 zelebrierte die NSDAP im ganzen Deutschen Reich Gedenkveranstaltungen zum gescheiterten Hitlerputsch 1923. In Lünen fanden sie im Schützenhof an der Cappenberger Straße statt. Während des Festaktes erreichte die Parteifunktionäre die Nachricht aus Paris, dass der Diplomat Ernst vom Rath von einem jüdischen Bürger angeschossen und seinen Verletzungen erlegen war.
Diese Nachricht markierte den Beginn der Pogrome gegen Juden reichsweit.
Unweit des Schützenhofes lebten die beiden Familien Elsoffer und Aronstein. Die Eheleute Waldemar und Martha Elsoffer hatte einen Sohn, Werner. Werner war 1932 auf dem Freiherr-vom-Stein-Gymnasium eingeschult worden, verließ die Schule jedoch bereits im Sommer 1933. Er begann eine Lehre zum Polsterer und Innendekorateur bei Kaufmann Rosenberg. Doch beenden konnte Werner seine Lehre nicht: das Geschäft wurde arisiert und Werner musste seine Lehre abbrechen.
In der Pogromnacht wurden die beiden Familienväter Hermann Aronstein und Waldemar Elsoffer von Obersturmführer Heinrich Schmidt und dem Blockleiter der Ortsgruppe Lünen-Mitte Ernst Meckler vom Marktplatz aus zur Lippe getrieben und gezwungen, in die reißenden Fluten zu springen. Elsoffer ging in der Mitte des Flusses unter und ertrank, Aronstein überlebte die Tortur.
Waldemar Elsoffers Sohn Werner floh nach diesen Ereignissen noch im selben Jahr über Großbritannien nach Australien.
Familie Aronstein blieb auch nach der Pogromnacht zunächst in Lünen. Hermann und Else hatten drei Kinder: Ursel, Inge und Elga. Die beiden jüngsten, Inge und Elga schickten die Eltern zu ihrem Schutz in die Niederlande. Die Kinder wurden getrennt und mussten in verschiedenen Städten leben. Die Eltern nahmen dies in Kauf, ihnen kam es nur darauf an, ihre Töchter in vermeintlicher Sicherheit zu wissen. Hermann und Else selbst mussten derweil in Lünen in das Judenhaus an der Borker Straße umziehen. Sie überlebten den Holocaust nicht und wurden in Auschwitz ermordet. Auch zwei der drei Töchter starben: Die von ihren Eltern in die Niederlande geschickte Elga kam in Sobribor um, von Ursel verliert sich jede Spur. Inge wurde von den Niederlanden aus nach Bergen-Belsen transportiert und konnte durch einen Gefangenenaustausch in Sicherheit nach Palästina gelangen.