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Marga Spiegel

– weitere Informationen –

Nach dem Abitur 1933 studierte Marga Spiegel Physik und Mathematik in Marburg. Dass sie sich als Jüdin überhaupt einschreiben durfte, hatte sie der Teilnahme ihres Vaters am Ersten Weltkrieg zu verdanken. Nach wenigen Semestern musste sie ihr Studium jedoch abbrechen. Wegen ihrer Religion wurde sie an der Universität nicht mehr geduldet.

Mit dem Ahlener Pferdehändler Siegmund Spiegel, den sie 1937 heiratete, hatte sie zwei Kinder. Tochter Karin wurde 1938 geboren, Sohn Daniel nach Ende der NS-Zeit. In Ahlen war die Familie immer wieder Diskriminierungen und Anfeindungen ausgesetzt. So bewarfen Menschen den Kinderwagen mit Steinen, wenn Marga mit ihrer Tochter spazieren ging oder beschimpften sie. Marga plante eine Auswanderung nach Palästina, ihr Mann sah die sich verschärfende Situation der Juden in Deutschland gelassen und sprach sich gegen eine Auswanderung aus.

1939 wurde die Familie in ein Judenhaus nach Dortmund umgesiedelt. Die Angst vor einer Deportation wurde immer größer. Immer wieder wurden sie auch von Bekannten und Freunden gewarnt. Als 1943 angeblich Siegmunds Arbeitspapiere kontrolliert werden sollten befürchtete die Familie, dass man sie nun ins KZ schicken würde. Sie entschlossen sich, unterzutauchen. Gerade noch rechtzeitig, denn die Kontrolle der Papiere war tatsächlich nur ein Vorwand. Eigentlich sollte die Familie deportiert werden.

Durch seine jahrelange Tätigkeit als Pferdehändler hatte Siegmund gute Kontakte zur münsterländer Bauernschaft. Verschiedene Familien hatten ihm bereits im Vorfeld angeboten, ihn und seine Familie aufzunehmen und zu verstecken. Er selbst war im wehrfähigen Alter. Er musste sich somit vollständig verbergen, durfte keines Falls auf einem der Höfe gesehen werden. Ein kleines Mädchen wie Karin jedoch konnte man kaum für eine längere Zeit still einsperren. So entschloss sich die Familie zur Trennung: Siegmund sollte verborgen bei einer Familie leben, Marga und Karin als „ausgebombte Familie Krone aus Dortmund“ auf einem anderen Hof.

Sobald Marga befürchtete, jemand sei ihrer wahren Identität auf die Spur gekommen, verließ sie mit ihrer Tochter den Hof und zog weiter. Nicht nur zum eigenen Schutz, auch zum Schutze der Bauernfamilien, denen furchtbare Strafen gedroht hätten, wäre herausgekommen, dass sie eine jüdische Familie beherbergen.

Für insgesamt sechs Monate fanden Marga und Karin Schutz bei Familie Sickmann in Werne. Mit Johanna Sickmann besuchte Marga ab und an die Messe in der Werner Klosterkirche. Dort lernte sie Pater Venantius kennen, den Prior des Klosters. Er sprach ihr immer wieder Mut zu und bekannte ihr, er mache sich schreckliche Vorwürfe, dass weder er noch andere Personen der Kirche offener und lauter gegen die Verfolgungen der Juden protestiert hätten. In größter Not bot er Marga sogar an, sie und ihre Tochter im Kloster zu beherbergen, sollten sie einmal keinen Ausweg mehr wissen. Er zeigte ihr den Hintereingang zum Kloster und verabredete mir ihr Klopf- und Leutzeichen. Pater Venantius beriet und unterstützte auch die Bauern aktiv in ihren Bemühungen, Familie Spiegel sicher zu verstecken.

Marga, Siegmund und Karin überlebten die NS-Zeit. 37 Angehörige ihrer Familie nicht. Nach 1945 kehrten sie zurück nach Ahlen. Letztmalig kam Marga Spiegel 2013 nach Werne, wo sie unter anderem die nach ihr benannte Sekundarschule besuchte. 2014 verstarb sie in einem Pflegeheim in Münster. Sie wurde neben ihrem Mann auf dem jüdischen Friedhof in Ahlen bestattet.

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2019 Jüdisches Leben an der Lippe | Bürgermeister-Harzer-Stiftung Lünen
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